In Filmen der 60er und 70er war die Zigarette das Must-Have der Leinwandstars. Lässig im Mundwinkel hängend, elegant zwischen zwei ausgestreckte Finger geklemmt. Im Minutentakt von der Packung zwischen die Lippen und von dort in den Aschenbecher befördert. Nach der Raucherentwöhnung, Zeit für eine digitale Diät?

Was früher die Zigarette war, ist heute das Smartphone. Jeder hat es (viele auch mehrere), in Cafes, Öffis und privat, immer ist es präsent. Man tippt und wischt darauf herum, es klingelt und vibriert. Das Must-Have des 21. Jahrhunderts. Auch für Nimby.

Weil Nimby als Selbstständige muss Selbstvermarktung. Und das läuft am besten über die Sozialen Medien, hat man ihr gesagt: Präsentieren, Kontakte knüpfen, die Schwarmintelligenz anzapfen! Hier etwas liken, dort etwas teilen, Fotos hochladen. Dafür gibt’s digitalen Zucker in Form von Likes oder Herzchen. Nimby mag’s und um noch mehr Zucker zu bekommen, sucht sie noch mehr Follower. Auf FB, LinkedIn und Xing, überall ist Nimby vertreten, sucht, lädt ein und bespasst digitale Freunde. Doch bald schon ist sie mit Fragen konfrontiert: Warum schicken Sie mir eine Freundschaftsanfrage? Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Du liebe Güte, denkt Nimby sich, soll ich jeder Anfrage einen CV mitschicken, damit der Follower in spe sich eine Meinung von mir bilden kann, bevor er mir folgt?

Nimby nervt es, aber sie macht weiter. Man braucht ja Follower; mindestens gleich viele, wenn nicht mehr, als die anderen. Das führt zu seltsamen Trends. Auf „Thinspirations“ stellen junge Frauen ihre Körper zur Schau. Zumindest das, was davon übrig ist. Abgemagert bis auf die Knochen. Je dünner, desto mehr Applaus. Magersucht als Lifestyle. Schwarmintelligenz? Wohl kaum. Doch Nimby starrt weiter aufs Smartphone: Da blinkt etwas, wer hat mir eine Nachricht geschickt? Da fibriert es – was gibt es Neues? Gleich mal nachsehen! Zwang? Sucht?

Ja! Definitiv! Eine Alternative wäre die unter dem Hashtag #deletefacebook beworbene Aktion: Account löschen. Aussteigen. Ende Gelände. Kann man machen. Nimby entscheidet sich für den Mittelweg: Soziale Medien Diät. Ton- und Vibrationsbenachrichtigung abstellen. Likes und Herzchen als das sehen was sie sind: Ein nettes Gadget und nicht mehr. Nichts, das in relevanter Weise irgendetwas über Nimbys Arbeitsqualität aussagt, geschweige denn über die Anzahl ihrer tatsächlichen Freunde.

Ganz ohne Soziale Medien geht es nicht, dann gäbe es auch Nimbys Blog nicht. Aber manchmal, ja manchmal … einen Schritt zurück treten, ein Stück weit Distanz, nicht alles bierernst nehmen. Irgendwann ist auch das Zigarettenrauchen aus der Mode gekommen.